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Die Sommersaison am Boardway ging dieses Jahr um einiges schneller vorüber, als die letzten Jahre. Woran das liegt, vermag ein Blick auf die freien Tage, die wir uns selbst gegönnt haben offenbaren. Dass Urlaub im Sommer für Saisonarbeit, wie die eines Kitesurf-Instructors flach liegen, scheint auf der Hand zu liegen. Insofern war uns klar, dass wir uns eines twentyfour-seven Jobs verpflichteten. Dennoch war es erschreckend, wie schnell die Tage länger und doch wieder kürzer zu werden begannen. Was jedoch immer unverändert blieb, war das Lächeln der Schüler nach und bei ihrer Schulung, was einem immer neue Kraft gab. Was mir ebenfalls mehr als Urlaub, als das einer Strapaze galt, war mein erstes Jahr der Kitesurf-Trophy.
Was am Ende der Saison noch auf mich warten sollte, waren meine abzugebenen Hausarbeiten. Mit Augen zu bzw. im Keller der Fachbibliotheken verbringend, plante ich meine diesjährige Belohnung. Tarifa war abgesagt, da ein definitives Ende meiner Arbeiten nicht in Sicht war. So blieb mir nur eine spontane Reise im naheliegenden Europa. Ich erinnerte mich, dass ich vor einiger Zeit eine Einladung von Christian zur Kitenoobs-Saisonabschlussfahrt nach Dänemark bekam. Zielsicher nahm ich die freundliche Einladung an und organisierte mir eine Mitfahrgelegenheit von Rostock aus. Diesmal war mein Retter eine bekannte und verdammt nette Größe. Freunde bleiben Freunde, vor allen Dingen, wenn sie bei einer wirklichen mauen Windvorhersage einen Silberpfeil im Kofferraum haben.
Am Morgen brachte ich meine letzte Hausarbeit ins Institut und kurz darauf rollten Bernd und ich gemeinsam auf der A20 in Richtung Dänemark und man merkte uns beiden eine lange kitelose Durststrecke an. So waren wir in Gedanken schon auf dem Wasser. Die Reise sollte nach Hvide Sande gehen. Zugegebenerweise war ich noch nie dort gewesen, konnte mir also nichts darunter vorstellen. Ehrlich gesagt, war es mir auch egal, da ich nur weg aus der Bibliothek und ran ans Wasser wollte. Wir besorgten uns noch kurz vor der Grenze das Nötigste, wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass ein stupides Flaschenbier nicht aufzufinden war. Eine weitere Erkenntnis ist, dass man sich mittlerweile über die Spritpreise im Ausland erkundigen sollte und das automatisierte „wir tanken noch mal voll“ der Vergangenheit angehört. Schließlich rollten wir die letzten Kilometer dem Sonnenuntergang auf einer mondgleichen Landschaft entgegen. Traumhaft, wenn so ein Urlaub beginnt.
Die Hütten, die wir bezogen sind der Traum, wenn man gemütlich ein Bett und eine Dusche mit Küche etc. haben will. Nichts Großes, aber sehr gemütlich. Was will der Kiter an sich überhaupt mehr, als ein Heim hinter der Düne mit Dusche. Wir waren glücklich und hatten einen vollgefüllten Kühlschrank. Hvide Sande an sich besticht durch seine Auswahl an Flachwasser und Meer mit Welle. Beides trennt ein Katzensprung voneinander, was das Auswählen um einiges erschwert. Will man sich zum einen den Wellen hingeben, auf der anderen Hand spiegelglattes Wasser zum Training nutzen. Die Entscheidung sollte uns abgenommen werden.
Am nächsten Morgen sollte sich das bestätigen, was wir alle befürchteten. Absolute Windstille.. Na ja.. Kein Problem. Wir haben ja Kaffee. Am Nachmittag prügelte uns die Langeweile und uns drückte die Dummheit auf die Großhirnrinde. Kurz entschlossen wurde der Silberpfeil ausgepackt und an der Düne ausprobiert. Nicht anders zu erwarten, trug der Schirm ähnlich eines Gleitschirms den Hang entlang. Leicht beängstigend, welche Geschwindigkeit man beim Gleitflug aufnimmt. Da einige Windmesser bereits leichten Wind in Zahlen umwandelten, versuchte ich mein Glück, zugegeben total illusionär. Aber Rutschen ging. Am Abend hieß es dann „all in“ als bei Cuba Libre die Karten für Poker bereit lagen. Die Zeichen schienen gut zu stehen, als ich mit einem Damen-Drilling alles setzte. Wie immer bin ich einem Flush auf den Leim gegangen.
Am nächsten Tag erwartete uns ein trüber, aber windiger Tag. Wie angestachelt brachen wir dann nach ein paar Kaffee und gelungenem Frühstück auf, als uns am Spot bereits eine große Anzahl an Schirmen empfingen. Andere Prioritäten. Schnell baute ich mein 10er PsychoIII auf und los ging’s. Am Abend war „the same procedure as every evening“ diesmal war ich aber „Fold“. Spieltaktik ging besser auf. Was brachte es? Kein Wind am Folgetag bzw. 8 Knoten. Da der Wind, wenn man ihn als solches bezeichnen will, abnehmend angesagt war, baute ich schnell mein 15er Speed II auf und konnte noch ein paar Slim Chances auf’s Wasser prügeln. YEAH!! Später war der Silberpfeil erneut mein Freund.
Über die restlichen Tage bleibt mir nur folgendes zu sagen. Wellenreiten ist der Hammer!! Wenn mir eines bewusst wurde, dann zum einen, wie anstrengend der Sport ist und zum zweiten, dass es kein Sport ist, sondern purer Spaß mit einem Ausblick auf das Küstenpanorama.
Leider gingen die Tage schneller rum, als gewollt. Was blieb war eine sehr gelungene Woche mit dem Bestreben, es erneut zu machen.
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